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Fallbeispiel aus der Paarberatung "Meinen Partner verstehen lernen - Vom Missverständnis zur Verbindung"

  • Autorenbild: irismuelle6
    irismuelle6
  • 16. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

1) Ausgangssituation / Problem

  • Mia und Jonas sind seit drei Jahren zusammen. In letzter Zeit streiten sie häufiger über Alltagsbelange (Aufgabenverteilung, Zeit miteinander, Kommunikation).

  • Mia fühlt sich oft unverstanden: „Jonas hört mir nicht wirklich zu, wenn ich über den Alltag spreche.“ Sie erlebt Frustration, Rückzug und Missmut.

  • Jonas erlebt Frustration, weil er denkt, dass Mia seine Bemühungen nicht wahrnimmt. Er fühlt sich unter Druck gesetzt und defensiv.

  • Kernproblem: Unterschiede in Kommunikationsstilen und Missverständnisse über Absichten und Bedürfnisse führen zu wiederkehrenden Konflikten, statt zu gegenseitigem Verständnis.


2) Ursachenanalyse (aus therapeutischer Perspektive)

  • Unterschiedliche Bindungsstile: Mia tendiert zu einem eher bindungsorientierten Stil mit dem Wunsch nach Nähe, während Jonas dazu neigt, Konflikte zu lösen, indem er Distanz wählt, was von Mia als Gleichgültigkeit interpretiert wird.

  • Fehlende „Ich-Botschaften“ und aktives Zuhören: Beide sprechen in Vorwürfen statt in konkreten Bedürfnissen.

  • Vorausschauende Muster: Sobald ein Thema begonnen wird, steigt die emotionale Spannung; beide greifen zu Schuldzuweisungen statt zu klärenden Fragen.


3) Zielsetzung in der Beratung

  • Mia und Jonas sollen lernen, die Sichtweise des anderen besser zu verstehen, auch wenn sie diese nicht sofort teilen.

  • Sie entwickeln mit der Paarberaterin konkrete Kommunikationswerkzeuge, um Bedürfnisse zu benennen und gemeinsam Lösungswege zu finden.

  • Aufbau von regelmässigen „Beziehungspflegen“-Routinen, die Nähe statt Spannungen fördern.

    Kommunikation - Aus dem Streit wird Verständnis – Schritt für Schritt.
    Kommunikation - Aus dem Streit wird Verständnis – Schritt für Schritt.

4) Interventionen und Schritte (praktische Ansätze)

  • Schritt 1: Zwiegespräch etablieren

  • Ein kurzes, zeitlich festgelegtes Gesprächsfenster pro Woche (15–20 Minuten), in dem jeder in abwechselnder Reihenfolge spricht, während der andere aktiv zuhört. Anleitung bekommen Sie in der Paarberatung.

  • Schritt 2: Bedürfnisorientierte Formulierungen üben

  • Statt „Du hörst nie zu“ = „Wenn du mir in der Küche zuhörst, fühle ich mich gesehen und verstanden, weil ich dann das Gefühl habe, dass meine Anliegen wichtig sind. Könntest du mir heute 5–7 Minuten volle Aufmerksamkeit geben?“

  • Schritt 3: Ich-Botschaften und Spiegeln

  • Jede/r äussert eine Beobachtung (Ich-Botschaft) und der Partner bestätigt oder korrigiert die Interpretation.

  • Schritt 4: Verständnis statt Rechthaberei

  • Nach jeder Äusserung wird die Sicht des Partners zusammengefasst: „Was ich von dir gehört habe, ist… Habe ich das richtig verstanden?“

  • Schritt 5: Gemeinsame Lösungsfindung

  • Statt Schuldzuweisungen entwickeln Jonas und Mia 2-3 konkrete Vereinbarungen: z. B. „Wenn wir über Haushalt reden, legt jeder eine Aufgabe fest, die er übernimmt“; „Wir planen zweimal pro Woche bewusst gemeinsame Zeit“.


5) Beispiel-Szene (anonymisiert)

  • Mia: „Wenn ich von meinem Tag erzähle, fühle ich mich oft, als wäre ich eine Last. Heute habe ich versucht, dir von der Situation mit der Wohnung zu erzählen, aber du hast mich unterbrochen.“

  • Jonas: „Danke, dass du das sagst. Meine Unterbrechung kam daher, dass ich dachte, ich helfe schnell, aber ich merke, dass du dich nicht gehört fühlst. Was brauchst du jetzt konkret?“

  • Mia: „Ich brauche, dass du mir 2–3 Minuten volle Aufmerksamkeit gibst, bevor du eine Lösung vorschlägst.“

  • Jonas: „Verstanden. Ich kann dir heute Abend 3 Minuten ungestörte Aufmerksamkeit schenken. Danach schauen wir gemeinsam nach einer Lösung.“

  • Ergebnis: Sie vereinbaren diese kurze Fokuszeit pro Tag; Mia fühlt sich gehört, Jonas fühlt sich nicht mehr unter Druck gesetzt; Eskalationen reduzieren sich.


6) Ergebnisse / Wirkung (nach einigen Wochen)

  • Zunächst deutlich weniger impulsive Konflikte; Gespräche bleiben bei dem jeweiligen Thema statt in persönlichen Angriffen.

  • Mehr Empathie: Beide können Perspektiven des anderen besser nachvollziehen.

  • Eine verlässlichere Kommunikationsroutine: wöchentliches Zwiegespräch, klare Ich-Botschaften.

  • Zeit und Energie fliessen nicht mehr in unnötigen Streit.

  • Grössere Zufriedenheit und mehr Zeit für lustigere Angelegenheiten.

 
 
 

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